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"Drei Bücher im Wert von 10 Millionen Euro"

Exkursion des Bibliotheksteams zur Universitäts- und Landesbibliothek Münster und in das Kunstmuseum Pablo Picasso

Das erste Ziel unserer Reise am 15. Februar war der Besuch der Universitäts- und Landesbibliothek. 

Auf den Tag genau 460 Jahre zuvor, am 15. Februar 1564, wurde in Pisa Galileo Galilei geboren, der große Universalgelehrte und Begründer der exakten Naturwissenschaften. Das ist der Mann, der mutig für seine naturwissenschaftlichen Ideen eintrat und sich gegen die Lehrmeinung der Kirche wandte. Seine Bücher kamen deshalb auf den Index der verbotenen Schriften. In einer seiner wichtigsten Schriften, betitelt „Der Sternenbote“ („Sidereus Nuncius“), veröffentlichte er bahnbrechende astronomische Erkenntnisse.

Galileo, Sidereus Nuncius, Titelseite
Galileo, Sidereus Nuncius, Kraterlandschaft Des Mondes
Galileo, Sidereus Nuncius, Kraterlandschaften Des Mondes
Galileo, Sidereus Nuncius, Sternenbilder, Nebel Des Orion

Aus einem der wenigen erhaltenen Exemplare des „Sternenboten“ stellte uns Diplom-Bibliothekar Jürgen Lenzing Abbildungen der von Galileo entdeckten Kraterlandschaften unseres Erdtrabanten und Zeichnungen eines Jupitermondes vor. Unser Teammitglied Jan-Henrich, der privat mit seinem Teleskop den Sternenhimmel beobachtet, hörte bei den Ausführungen genau hin. Welch ein Privileg für uns, dieses seltene Werk im Original sehen zu können! Das Buch ist so rar, daß sich vor einigen Jahren sogar Wissenschaftler aus Housten/Texas in Münster meldeten, um den „Sternenboten“ für eine Jubiläumsausstellung zur Mondlandung auszuleihen. Einen link zum Digitalisat und zum historischen Hintergrund des Buches findet Sie hier.

Der Höhepunkt des Vormittags war ohne Zweifel die Präsentation des Hoya Missale (entstanden in Utrecht ca. 1420/1430). Ein Missale ist ein Messbuch, also ein liturgisches Buch der Kirche, das die Messordnung beschreibt. Seinen Namen „Hoya Missale“ hat der auf Pergament mit wunderbaren Bildern ausgestattete Prachtcodex von einem seiner Vorbesitzer, Fürstbischof Johann Graf von Hoya erhalten, der im Ahauser Schloss am 5. April 1574 mit nur 45 Jahren an einem Lungenleiden verstarb. 

Eigentlich wird dieser Codex nur einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern mit besonderen Forschungsinteressen gezeigt. Das großformatige Werk, das durch kostbare silberne Verschlüsse zusammengehalten wird (siehe Fotos im Internet-link), wollte sich nicht gleich öffnen lassen. Der Leiter des Dezernats „Historische Bestände“ der Universitätsbibliothek, Herr Dr. Henning Dreyling, erklärte: „Hier seht ihr, wo unser Ausdruck „ein Buch aufschlagen“ eigentlich herrührt: man muss tatsächlich Druck auf den mit Samt überzogenen Holzdeckel der Handschrift ausüben, damit sich die Verschlüsse öffnen lassen.“ Und an dem Samtbezug des Holzdeckels der Handschrift konnte man genau zwischen den beiden Verschlüssen die Abnutzungsspuren erkennen, die vom „Buch aufschlagen“ herrührten.

Dass wir anschließend in dem Prachtcodex blättern durften und eine Reihe der auf Goldgrund gemalten Bilder sehen konnten werden wir wohl nie vergessen.

Unser Dank gilt der Offenheit von Herrn Dr. Dreyling und Herrn Lenzing, die damit dem  Bibliotheksteam des AHG den wertvollsten Schatz der Universitätsbibliothek zugänglich machten. Mehr zur Bedeutung dieses Buches und einen link zum Digitalisat findet ihr hier.

Die spätmittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Weltsicht der Menschen erfuhren wir darüber hinaus durch einige Holzschnitte und Karten der Schedel‘schen Weltchronik. Wir betrachteten in diesem weltweit wichtigsten illustrierten Frühdruck – aufwendig mit über 1800 Holzschnitten ausgestattet und in Nürnberg 1493 entstanden – zum Beispiel eine Stadtansicht von Nürnberg und eine Weltkarte, auf der nur die Kontinente Europa, Asien und Afrika zu sehen waren, da Amerika und Australien noch nicht entdeckt waren. 

Ob Alexander Hegius (1439-1498), der hochgebildete Namenspatron unserer Schule, dieses Werk auch kannte? 

Weitere Studien an schön gestalteten Karten aus der Sammlung August von Haxthausens, einem Onkel Annette von Droste-Hülshoffs, gewährten uns Einblicke in die Geographie von Ahaus und Umgebung im 18. und 19. Jahrhundert.

Mit diesen außergewöhnlichen Bildern im Kopf marschierten wir im leichten Februarregen am Dom vorbei zum Kunstmuseum Pablo Picasso. Dort erwartete man uns zu einer Führung durch die neue Ausstellung „Meister des Expressionismus“. Die Museumspädagogin brachte uns die Welt der expressionistisch malenden Rebellen nahe, die mit einfachsten Mitteln moderne und dem damaligen Zeitgeist völlig entgegengesetzte Holzschnitte herstellten. Aus der Künstlergruppe „Der blaue Reiter“ wurden uns ganz andere Holzschnitte präsentiert, als die, die wir vormittags in der Schedel’schen Weltchronik betrachteten: Bilder voller Bewegung und manchmal in nur wenigen Minuten hergestellt. Und das war für Frau Lauro das Stichwort: „Kinder! Jetzt seid Ihr an der Reihe! Jeder bekommt einen Bleistift, ein Blatt Papier und ein Klemmbrett und dann los! Macht in drei Minuten hier in der Ausstellung eine schwungvolle Skizze, vielleicht vor irgendeinem der Holzschnitte. Und dann gehen wir in den Studiensaal und setzen um, was ihr skizziert habt.“

Gesagt, getan. Zehn Minuten später waren wir unten im Studiensaal und wurden druckgraphisch kreativ. Jeder bekam eine Styreneplatte und einen scharfen Bleistift zum Ritzen, einen Farbroller, Unterlagen und schwarze Druckfarbe. Die Schüler:innen aus dem Bibliotheksteam und dem Leseclub versuchten sich an sehr verschiedenen Motiven. Es wurde gezeichnet, variiert und gedruckt.

Manchmal mussten wir lachen, aber immer wurden wir von Frau Lauro motiviert, die mit unseren Ergebnissen sehr zufrieden war. Lisa Roters (8b) Werk wurde sogar kurzerhand in eine der Ausstellungsvitrinen neben dem Museumsshop ausgestellt und macht dort nun Werbung für den expressionistischen Stil! Ihr Kunstwerk kommt in den nächsten Wochen mit der gelben Post zurück nach Ahaus.

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