„Wie schade, dass Frau Vellguth nicht mehr da ist!“ „Sie war eine tolle Klassenlehrerin!“ oder „Meine Mutter hatte schon Unterricht bei ihr!“ So oder so Ähnliches hörte man in den vergangenen Tagen häufiger von Schülerinnen und Schülern des Alexander-Hegius-Gymnasiums als Reaktion auf die Pensionierung ihrer Englisch- oder Deutschlehrerin zum 31.08.2024.
Am Dienstagnachmittag verabschiedeten sich die Schulleitung, das Kollegium und die SV im Rahmen einer kleinen Feier offiziell von Heike Vellguth, die seit 32 Jahren am Alexander-Hegius-Gymnasium tätig war. Der Schulleiter, Michael Hilbk, würdigte ihr starkes Durchsetzungspotential, ihre Gradlinigkeit und dass sie sich nie gescheut habe, ihre Meinung zu äußern und sich für das einzusetzen, was sie für richtig hielt.
Er bedankte sich für den unterrichtlichen Einsatz der Lehrerin und darüber hinaus besonders für ihr herausragendes Engagement für das Alexander-Hegius-Gymnasium. Heike Vellguth war viele Jahre Mitglied im Lehrerrat, SV-Verbindungslehrerin und Leiterin der Theater AG. Sie kümmerte sich ab 2008 um den Aufbau der Übermittagsbetreuung im gebundenen Ganztag und um die Umsetzung individueller Förderung von Schülerinnen und Schülern. 2015 wurde sie Koordinatorin der Mittelstufe. In dieser Funktion hat sie viele Schülerinnen und Schüler und deren Eltern sowohl fachlich als auch persönlich kompetent und mit Empathie beraten.
Stellvertretend für die Fachschaft Englisch bedankte sich Daniel Rudolph für die fachliche und menschliche Unterstützung. Er hob besonders Heike Vellguths trockenen Humor englischer Prägung hervor. Dieser habe auch geholfen, gute Beziehungen zu Schülerinnen und Schülern aufzubauen. Ausgehend von seinem Eingangsstatement: „We will have been missing you.“ - was, wie Frau Vellguth richtig beantworten konnte, die seltene grammatikalische Form „Future perfect continuous“ ist - wünschte er augenzwinkernd ein „future perfect“ für den weiteren Lebensweg.
Für die Fachschaft Deutsch bedankte sich Petra Harjans für Heike Vellguths große Kollegialität. Die Bürotür habe in allen schulischen, fachlichen aber auch persönlichen Belangen immer offen gestanden. Die Fachschaft verabschiede sich mit Wehmut, freue sich aber auch für die Verabschiedete über die neu gewonnene Zeit, die es nun gelte mit schönen Aktivitäten zu füllen.
Dazu passten die Geschenke, die der Pensionärin von Schulleitung und Kollegium überreicht wurden: ein Reisegutschein und die Figur „Freiheit“ des Künstlers Norbert Then.
Heike Vellguth bilckte auch selbst auf ihre pädagogische Tätigkeit zurück und berichtete, dass sie 1992 nach dem Referendariat in Lübeck durch eine bundesweite Bewerbung eher zufällig nach Ahaus kam. Dort musste sie sich mit ihrer hanseatischen Lebensart zunächst einmal mit der westmünsterländischen Denkart vertraut machen. Im damaligen Kollegium waren die Frauen noch stark unterrepräsentiert und in manchen Köpfen herrschte noch ein traditionelles Frauenbild, so dass sie damit konfrontiert war, festgeschriebene Rollen in Frage zu stellen. Das führte dazu, dass sie sich in vielen Gremien einbrachte und Änderungen bewirkte.
In ihrem pädagogischen Handeln hatte Heike Vellguth klare Prioritäten. Begründete Kritik sei ihr stets wichtig gewesen. Dabei müsse aber Form und Respekt gewahrt werden und bei gemachten Fehlern auch eine Entschuldigung nötig sein. Richtlinie seien ihr dabei immer zwei Sprichwörter gewesen: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ und „Wie man in den Wald hineinruft, so ruft es auch wieder heraus.“ Nur wenn man dem Gegenüber respekt- und würdevoll begegne, könne man eine angstfreie Lernatmosphäre schaffen.
Zum Abschluss überreichte sie symbolisch den Staffelstab an das neue Team der Mittelstufenkoordination, Markus Hemsing und Rebecca Hampel weiter, und wünschte ihnen für ihre Aufgabe gutes Gelingen.
Ein eigens für Frau Vellguth einstudiertes und umgedichtetes Medley aus englischen Popliedern, das teils solistisch von Christian Hentschel und teils mehrstimmig von einem Kollegiumschor unter der Leitung von Eva Gröner vorgetragen wurde, bildete den Höhepunkt der Feier. Spätestens als das ganze Kollegium in das Lied „Auld lang syn“ einstimmte, wurde deutlich, welche außerordentlich große Wertschätzung Frau Vellguth im Kollegium und in der Schulgemeinschaft des AHG genießt. Mit Heike Vellguth verabschiedet das AHG eine starke Persönlichkeit und eine wunderbare Lehrerin.